Generalmajor Michael Traut begrüßt im Vortragssaal des Weltraumkommandos der Bundeswehr im nordrhein-westfälischen Uedem Schülerinnen und Schüler der Oberstufe der Christlichen Schule Buchholz und der Berufsbildenden Schulen Buxtehude. Michael Traut ist seit der Aufstellung des Weltraumkommandos der Bundeswehr dort Kommandeur. Insgesamt 120 Soldaten beobachten unter seiner Leitung die Aktivitäten anderer Staaten im All, die zur Beeinträchtigung der Sicherheit Deutschlands beitragen könnten. Anschaulich erklärt der General am Beispiel des Krieges in der Ukraine, welche dramatischen Folgen die Störung des Funkverkehrs mit Satelliten oder das Abhören satellitengestützter Kommunikation haben können.
Es ist der erste Programmpunkt auf einer Studienfahrt, die die Politik- und Geschichtskurse der Schulen aus Buchholz und Buxtehude gemeinsam vom 09. bis zum 12. September unternommen haben. Angesichts des Krieges in der Ukraine, den wachsenden Spannungen zwischen NATO-Staaten und Russland und des Konflikts zwischen Taiwan und China wollten die 25 Schülerinnen und Schüler auf ihrer Reise mehr über die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen aus erster Hand erfahren. Organisiert wurde die Studienfahrt per Reisebus in Kooperation mit dem Jugendoffizier der Bundeswehr aus Lüneburg, Hauptmann Tom Henke.
Zweiter Schwerpunkt auf der Reise war der Besuch des NATO-Hauptquartiers (SHAPE) bei Brüssel. Hier arbeiten über 13.000 Militärs und Experten aus den 28 Bündnisstaaten zusammen, um mögliche Konflikte und Bedrohungen durch andere Staaten frühzeitig zu erkennen und gemeinsam die Sicherheit aller Partnerländer zu garantieren. Bevor die Besuchergruppe aber in das eigentliche Hauptquartier gelangen konnte, werden alle Teilnehmende mehrfach kontrolliert und ihnen die Handynutzung verboten – schließlich ist das Hauptquartier ein Hochsicherheitsbereich. Der polnische Major Robert Herman nimmt sich an diesem Tag fast vier Stunden Zeit, um den Schülern das Hauptquartier zu zeigen und ihnen in einem eindrücklichen Vortrag die Bedeutung und Arbeitsweise der NATO nahezubringen. Die Schülerinnen und Schüler nutzen die Möglichkeit, hier im Zentrum der militärischen Macht in Europa, fundierte kritische Fragen zur Verteidigungspolitik zu stellen und sie mit dem Major zu besprechen. Insbesondere Russlands Rolle in Europa wird an diesem Tag kontrovers diskutiert.
Am dritten Tag der Reise trifft die Schülergruppe auf David McAllister (CDU), den Vorsitzenden des Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten im Europäischen Parlament. Von ihm möchte die Schülergruppe mehr über die außenpolitischen Konzepte und Ideen der Europäischen Union erfahren. Im Parlamentsgebäude nimmt der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident sich viel Zeit, um die Arbeit und Sichtweise der europäischen Institutionen der Gruppe nahezubringen. Insbesondere die Kooperation zwischen der NATO und der EU ist Thema des Austausches. Die Diskussion dreht sich unter anderem darum, ob nicht durch eine eigene europäische Verteidigungspolitik in der Folge wenig effiziente und kostspielige Doppelstrukturen entstehen.
Den Abschluss der Reise bildete der Besuch einer sicherheitspolitischen Ideenschmiede der NATO. Das Joint Air Power Competence Centre (JAPCC) in Kalkar (Nordrhein-Westfalen) wird von den Luftstreitkräften aus 13 NATO-Nationen unterhalten. Dort erforscht man unter anderem die Strategien der aktuellen Kriegsführung in der Ukraine. Insbesondere die moderne hybride Kriegsführung spielt laut der Experten eine immer größere Rolle. Vor allem Cyber-Attacken gegen strategisch wichtige Punkte und kritische Infrastruktur hätten auch in Deutschland zugenommen. Soziale Medien und Netzwerke würden auch bei uns immer wieder von Russland mit dem Ziel genutzt, um falsche Informationen zu verbreiten. Fake News dienten dabei dem Zweck, Deutschland und andere freie europäische Gesellschaften langfristig zu destabilisieren.
Am Ende der Reise zogen die Schülerinnen und Schüler ein positives Fazit: Das direkte Gespräch mit hochrangigen Experten aus Politik und Militär habe ihnen eine Möglichkeit der Diskussion sicherheitspolitischer Fragen ermöglicht, die weit über das hinausging, was im Unterricht theoretisch vermittelt werden könne.